Kim Dittmann, M.A.

The Local (and the) expert - Negotiating expertise and future-making in wind energy projects

Die Windenergie ist Teil einer multiskalaren Energie-assemblage, die sich aus verschiedenen Akteur:innen, Materialien und Konzepten zusammensetzt. Nicht nur der Ort ist multiskalar, sondern auch die Zeit: In Windenergie-Projekten wird Zukunft gemacht – verschiedene Akteur:innen stellen sich unterschiedliche Zukünfte vor, für sich selbst, ihre Gemeinde oder ihr Unternehmen, für das Land oder die Welt.

Diese Akteur:innen sind vielfältig in ihren Motivationen, Zielen und Kompetenzen. Politiker:innen, Investor:innen, Wissenschaftler:innen und Bürger:innen sind beteiligt und bringen ihr eigenes Fachwissen mit ein. In offiziellen Zukunftsvisionen der Politik etc. wird jedoch die Expertise der Bürger:innen vor Ort oftmals ausgeklammert, weil diese gar nicht als legitime Expertisen wahrgenommen werden. Dadurch wird der lokale Widerstand oftmals als Hindernis verstanden und nicht als Chance, die Zukunftsvision zu verbessern und zu diversifizieren.

Bei neuen Ansätzen zur Förderung der lokalen Akzeptanz geht es daher darum, gezielt das lokale Wissen und die Zukunftsvorstellungen einzubeziehen, um eine kooperative Zukunftsgestaltung zu ermöglichen.

In diesem Projekt wird davon ausgegangen, dass Wissen/Expertise und zukunftsgerichtetes Handeln verschränkt sind. Soll heißen: die eigene Zukunftsvorstellung wird durch das Wissen über den Klimawandel und die Energiewende geprägt. Das Sammeln und Anwenden dieses Wissen wird wiederum von der eigenen (erwarteten und gewünschten) Zukunftsvision geleitet.

Mit hinein spielen hierbei außerdem Fragen nach der Legimität des gewonnenen Wissens und der Wahrnehmung dieser Legitimität durch den Wissensträger selbst wie durch die Gesellschaft – denn momentan büßt (wissenschaftliche) Expertise immer mehr an Autorität ein und Wissenshegemonien werden aufgebrochen. Wie Wissen und Expertise zukünftig legitimiert werden, unabhängig von reinen Statuszuschreibungen wie „wissenschaftlich“, wird u.a. in Projekten wie PartEEnschaften ausgehandelt.

Im Projekt soll davon ausgehend untersucht werden, wie verschiedene Akteur:innen ihre Expertise und zukunftsgestaltenden Praxen aufbauen, legitimieren und nutzen.Von besonderem Interesse ist dabei, wie sich die Akteur:innen mit diskursiv legitimierter Expertise aus Wissenschaft, Politik etc. und solche mit subalterner Expertise (lokale Bürger:innen) in ihren Praxen unterscheiden.

Ein besonderer Fokus soll darauf liegen, wie die verschiedenen Expertinnen ihr Wissen und ihre Zukunftsgestaltung im Rahmen des Projekts miteinander aushandeln, um eine gemeinsame Vision der Zukunft zu schaffen.

Mit der Forschung soll ein Beitrag zu den Debatten in den Bereichen future anthropology, energy anthropology und public anthropology geleistet werden und Wege aufzeigen, wie die Aushandlung von Fachwissen Raum für eine gerechte Energiewende schaffen kann.