Kim Dittmann, M.A.

PartEEnschaften - Transformative Partizipation in Erneuerbaren Energie-Landschaften

Der für 2038 geplante Kohleausstieg in Deutschland bedeutet nicht nur für die Menschen in den Kohlerevieren große Veränderungen. Mit dem Wegfall der Kohleverstromung ist gleichzeitig eine Ausweitung der Erneuerbaren Energien verbunden – die Energiewende. Windenergie und die sie generierenden Windparks sind zentrale Träger dieser Transformation und als solche für unzählige Gemeinden sowie ihre Bürger sichtbares Zeichen des Wandels. Trotz einer allgemein großen Zustimmung zur Energiewende in der deutschen Bevölkerung sind neue Windpark-Projekte immer wieder Ausgangspunkt für Bürgerproteste. Wieso manche Projekte abgelehnt werden, andere aber nicht ist noch nicht vollumfänglich erforscht. Die Annahme, dass Bürgerbeteiligung eine Möglichkeit ist die Akzeptanz vor Ort zu steigern, ist weit verbreitet. Wie eine solche Bürgerbeteiligung jedoch auszugestalten ist wird noch untersucht. Ein relevanter Punkt dabei ist, dass die bisherigen Partizipationsverfahren vorrangig Gegenargumente einfangen und diesen entgegenwirken wollen. Die Partizipation steht somit immer unter einem negativen Framing, welches dazu außerdem ausgesprochen partikular ist. Aufgegriffen und somit bearbeitbar sind nur nur einzelne negative Aspekte des Windpark- Projekts. Die Ausgestaltung einer umfassenden Zukunftsvision für die Gemeinde und ihre Bürger erlauben die derzeitigen Beteiligungsformate hingegen nicht. Das vorliegende interdisziplinäre Forschungsprojekt will genau an diesem Punkt ansetzen und übertragbare Handlungsoptionen für die Beschleunigung der Energiewende ableiten.

Es werden:

• Akzeptanzfaktoren erfasst und begleitende Narrative analysiert. Es werden außerdem Standort- und Strukturkriterien in Raumkulissen und -bilder übersetzt, um kommunikative Ansatzpunkte abzuleiten.

• sozioökonomische Effekte der Energiewende in den jeweiligen Regionen analysiert. Dazu gehören auch regionale Renditen, finanzielle Beteiligungsmöglichkeiten und deren Akzeptanzrelevanz.

• Ansätze für eine gestaltende Einbindung von Bürger:innen in informellen Planungsverfahren entwickelt und umgesetzt. Begleitend zu den formellen Verfahren der Planerstellung soll durch Konfliktrahmung und kommunikatives Handeln erheblich zu einer Planungssicherheit und beschleunigung beigetragen werden.

• der Beitrag der Dialoge und Bürgerkonzepte evaluiert. Dabei wird geschaut inwieweit sich positive Narrative und Wahrnehmungen, soziale Normen, Einstellungen und die Handlungsbereitschaft entwickelt haben hin zur Akzeptanz der regionalen Transformation.

Das ethnologische Teilprojekte von PartEEnschaften trägt den Titel „Bewegte Öffentlichkeit: Narrative und Praktiken der Energiewende“.

Basierend auf verschiedenen ethnologischen Ansätzen ist die mangelnde Zustimmung lokaler Akteursgruppen zu Windenergie-Projekten durch unzureichende Berücksichtigung sozialer und kultureller Bedingungen zu erklären. Energiewende und Strukturwandel wird dabei nicht als bloß technologischer, sondern als ein lokal verankerter sozialer Prozess verstanden, bei dem es um Re-Definition von kulturellen Werten und sozialen Zugehörigkeiten geht.

Das Teilprojekt untersucht in diesem Rahmen wie Narrative über die Energiewende in Zusammenhang mit sozialen Normen stehen. Es analysiert außerdem, welche Rolle soziale sowie kulturelle Gegebenheiten für die Wahrnehmung und Akzeptanz (bzw. nicht- Akzeptanz) der Windenergie-Projekte in regionalen Kontexten spielen.

Hauptaugenmerk bzw. Ziel des Teilprojekts ist es, zu untersuchen wie dialogische Partizipationsverfahren, die vorhandenen Narrative verändern: Inwieweit also die Einbeziehung der lokalen Narrative in die Planungskulturen der Energiewende zu einer Intensivierung lokaler Öffentlichkeit, Bürgerbeteiligung und letztlich vielleicht sogar der Akzeptanz führt.