Mareike Pampus, Dr.

The Making of Nature. Renaturierung der Bergbaufolgelandschaften

Der Koalitionsvertrag der Bundesregierung hat das Erreichen der Pariser Klimaschutzziele zur obersten Priorität erklärt und plant den Ausstieg aus der Kohle bis 2030. Wenn ein Braunkohletagebau eingestellt wird, bleibt eine Kraterlandschaft aus verwüsteten Zonen zurück. Deutsche Bergbauunternehmen sind gesetzlich verpflichtet, diese Flächen wiederherzustellen. Doch wie lassen sich Landschaften restaurieren? Oder um es mit den Worten der Anthropologin Anna Tsing (2017) zu sagen: Wie können in den Ruinen eines geschädigten Planeten neue Lebenswelten entstehen?

Diese Fragen aufgreifend, untersucht meine Forschung die Renaturierung ehemaliger Bergbaugebiete in Ostdeutschland aus ethnographischer Perspektive. Unter Renaturierung wird im Bereich des Bergbaus ein Verfahren für solche Flächen in Bergbaufolgelandschaft verstanden, auf denen Biotop- und Artenschutz Vorrang vor anderen Landnutzungen (z. B. Forstwirtschaft oder Landwirtschaft) haben. Renaturierung wird damit als ein Prozess der „Wiederherstellung eines naturähnlichen Zustands von Flächen“ bezeichnet. Aber wie kann eine Landschaft der Natur ähneln? Und wie sollte diese Natur sein und aussehen? Durch einen ethnografischen Ansatz untersuche ich die vielfältigen Vergangenheiten, Praktiken und potenziellen postfossilen Zukünfte, die in die Landschaften eingeschrieben sind.

Theoretisch angesiedelt in mehr-als-menschlichen Geographien, ist es mein Forschungsziel, über die bloße visuelle Beschreibung von Landschaften nach dem Bergbau hinauszugehen und sie stattdessen durch ein tiefes Verständnis ökologischer Systeme, Wechselwirkungen und Interaktionen zwischen verschiedenen Arten und Akteuren zu kontextualisieren. Daher ist der Erwerb von Kenntnissen über Flora, Fauna, und Boden unerlässlich und muss auf verschiedene Wissensbestände zurückgreifen, die durch interdisziplinäre Zusammenarbeit erworben wurden. Meine Forschungspartner und Informanten sind verschiedene Naturwissenschaftler:innen (Hydrologie, Biologie, Chemie etc.) sowie Bergbauunternehmen, Aktivist:innen, Naturschützer:innen und Anwohner:innen.

Quelle
Tsing, A., Gan, E. Swanson H., Bubandt, N. (2017) “Introduction: Haunted Landscapes of the Anthropocene” in Arts of Living on a Damaged Planet. University of Minnesota Press.