02.06.2016 | 16:15

Semantische Vernetzung von Museumsobjekten

Ringvorlesung „Museum 4.0 - Herausforderungen an kulturelles Erbe in der digitalen Welt“

Immanuel Normann [Pagina Tübingen]

Kooperation des ZIRS, des Instituts für Soziologie, der Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Juristischer Bereich, und des Seminars für Ethnologie
Melanchthonianum, Hörsaal XX
Universitätsplatz 8/9
06108 Halle

Der Einsatz kommerzieller und selbstentwickelter Datenbanken in Museen konzentriert sich meist auf die Verwaltung von Objekten wie etwa zur Organisation des Leihverkehrs, Ausstellungsplanung, Dokumentation des Objektzustandes und dergleichen. Sie dienen damit am ehesten als ein Verwaltungshilfsmittel für Kuratoren, Registrare, Sammler oder Restauratoren. Wenn es aber darum geht, Museumsobjekte in einen umfangreicheren Kontext einzubetten und zugänglich zu machen, stoßen derlei Datenbanken schnell an ihre Grenzen. Insbesondere bei einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Geschichte und der kulturellen Einordnung eines Museumsobjekts geht es um mehr als die Erfassung von Objekt-Metadaten in vorgegebenen Feldern eines statischen relationalen Datenmodells. Bei einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung kommt es unter Umständen gerade darauf an, eine Klassifikationshierarchie überhaupt erst zu erarbeiten oder eine gegebene zu spezialisieren. Zur Erfassung der Geschichte eines Museumsobjekts müssen historische Ereignisse und Akteure erfasst und mit diesen in Relation gesetzt werden. Es kommt also auch darauf an, eine Klassifikation von museumsexternen Entitäten zu entwickeln und geeignete Relationen zu bestimmen, welche diese Entitäten untereinander und mit den Museumsobjekten in Beziehung setzen. Kurz: Es kommt darauf an, eine geeignete Ontologie zu entwickeln, in der man die Objekte der Forschungsfragen modellieren kann. Die in einem unter Umständen sehr fachspezifischen Modell erfassten Fakten sollen aber auch nach außen zugänglich gemacht werden können. Dies kann am besten gelingen, wenn die spezifische Ontologie in eine fachübergreifende Ontologie eingebettet wird, auf die sich eine möglichst breite Community einigen kann. Mit dem /CIDOC Conceptual Reference Model/ (CRM) liegt eine solche Ontologie für das Kulturerbe vor. In dem Vortrag geht es darum, diesen Ansatz vorzustellen.

Immanuel NORMANNs Forschungsschwerpunkte sind Künstliche Intelligenz, Computational Social Sciences, Datenbanken und Geisteswissenschaften. Er arbeitet an Publikationstechnologien in der Entwicklungsabteilung von Pagina Tübingen.