Katja Müller [MLU Halle-Wittenberg]
Kooperation des ZIRS, des Instituts für Soziologie, der Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, Juristischer Bereich, und des Seminars für Ethnologie
Melanchthonianum, Hörsaal Z
Universitätsplatz 8/9
06108 Halle
Ethnologische Museen beherbergen oft eine große Anzahl an Fotoarchiven. Diese Bilder sind visuelle Spuren kolonialer und postkolonialer Zeiten. Sie sind materielles Kulturerbe, bei welchem der Fokus zumeist auf den Bildinhalt und somit auf nicht auf der Materialität liegt. Sie sind technische Reproduktionen eines bestimmten Raums und Zeit. Damit sind Archivfotografien prädestiniert für eine zweite Reproduktion durch digitale Technik. In postethnografischen Zeiten, in denen Museen verstärkt auf Begegnungen und transkulturelle Kooperationen setzen, ermöglicht die Digitalisierung von Fotografien und ihre Onlineverfügbarkeit wahrscheinlich den breitesten Zugang zu kulturellem Erbe. Ethnologische Fotografien (und museale Artefakte) im Cyberspace bieten vielfältige Möglichkeit der (Wieder)Aneignung von eigener und gemeinsamer Geschichte.
Dennoch zeigt eine Analyse digitaler Fotoarchive in Indien, – einer Region mit starkem Fokus auf und langer Geschichte im Bereich des Visuellen – dass es gravierende Unterschiede bei der Aneignung und Nutzung museumsbasierter und communitybasierter Onlinearchive gibt. In einer Zeit, in der kulturelle Produktion in großem Maße von sozialen und digitalen Medien mitbestimmt wird, müssen Museen ihre Konzeptionen von Museumsgut und Archivmaterial reflektieren, um an einer postdigitalen kulturellen Produktion mitzuwirken.
Dr. Katja MÜLLER ist Ethnologin mit mehrjähriger Museumserfahrung. Sie forscht und veröffentlicht im Bereich der visuellen Anthropologie / Fotografie und Südasien. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Zentrum für Interdisziplinäre Regionalstudien der MLU beschäftigt sie sich mit den Auswirkungen von Digitalisierungsprozessen kulturellen Erbes.