10.06.2010 | 16:00

Ritus und Semantik. Rahmenbedingungen magischer Sprache im Alten Ägypten

Prof. Emeritus Dr. Jan Assmann [Universität Konstanz]

Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung; Zentrum für interdisziplinäre Regionalstudien.
Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung
Advokatenweg 36
06114 Halle/Saale

Jan Assmann ist einer der renommiertesten Kulturwissenschaftler Deutschlands. Er hat es immer wieder verstanden, aus seiner eigentlichen Spezialdisziplin der Ägyptologie heraus Perspektiven und Problemstellungen zu eröffnen, die weit über das Fach und über Ägypten als Region hinaus gehen. Assmanns Name ist in Deutschland führend mit dem Begriff und der Erforschung des sogenannten „kulturellen Gedächtnisses“ verbunden. Sein Hauptwerk hierzu erschien mit dem title_1 Das kulturelle Gedächtnis: Schrift, Erinnerung und politische Identität in frühen Hochkulturen im Jahr 1992. In seinem Großprojekt einer Erforschung der religiösen, kultischen und geistesgeschichtlichen Grundlagen unserer heutigen Welt und der „Gedächtnisspuren“, die sie bestimmen, stand für Assmann neben der philologisch-historischen Deutung altägyptischer Texte die (gedächtnis-)historische Exegese der Bibel im Mittelpunkt seines Schaffens. Eine Schlüsselfigur des Übergangs von Ägypten nach Israel und von da in die christliche Welt bis in die Gegenwart war für Assmann dabei „Moses, der Ägypter“. Heftig debattiert wurden in der Folge dieser Veröffentlichung vor allem Assmanns Ausführungen zur „mosaischen Unterscheidung“, die nach Assmann nicht nur Monotheisten von Polytheisten, Kultreligionen von Buchreligionen sowie kulturspezifische, lokale Religionen von „Weltreligionen“, sondern (ihrem eigenen Anspruch nach) auch und vor allem „wahre“ von „falschen“ Religionen teilt. (Siehe Jan Assmann, Die mosaische Unterscheidung, oder der Preis des Monotheismus“, 2003). In diesem Vortrag geht es nun um das Verhältnis von Handlung und Sprache in altägyptischen Ritualen und genereller um die kommentierende, ausdeutende Beziehung zwischen beiden.