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Wie gestalten sich die gesellschaftlichen und politischen Kontextbedingungen für das Verhältnis zwischen Bürger und Staat in Japan? Welche Ansätze bürgergesellschaftlichen Engagements lassen sich bereits im Vorkriegsjapan erkennen? Wie konstituierte sich Öffentlichkeit, und wie wurde der Bürgerbegriff in Japan vor 1945 konzipiert? Der vorliegende Sammelband greift diese Fragestellungen unter der Leitfrage nach einem grundlegenden Beziehungswandel zwischen staatlichen Institutionen und der Bürgergesellschaft auf und beleuchtet sie aus philosophischer, historischer und sozialwissenschaftlicher Perspektive.
Die philosophischen und historischen Forschungsbeiträge dokumentieren ein reges gesellschaftliches oder politisches Engagement von Bürgern bereits im Vorkriegsjapan, das bislang in sozialwissenschaftlichen Untersuchungen zur Herausbildung einer japanischen Zivilgesellschaft nur in einem geringen Maße Berücksichtigung fand. Für die beiden letzten Dekaden, welche die sozialwissenschaftlichen Beiträge dieses Sammelbandes analysieren, lässt sich vor dem Hintergrund des Spannungsverhältnisses zwischen effizienter Steuerung und der Zunahme einer basisdemokratischen Beteiligung auf der japanischen lokalen Selbstverwaltungsebene eine grundlegende Neuaushandlung des Verhältnisses von nicht-staatlichen, zivilgesellschaftlichen sowie staatlich-institutionellen Akteuren konstatieren. In der Bedeutungszunahme des Bürgers als aktivem Mitgestalter der lokalen Politik werden unterschiedliche Facetten der Bürger-Staat-Beziehung deutlich. Die Beiträge veranschaulichen am Beispiel verschiedener Politikfelder die Chancen und Grenzen neuer Formen von bürgergesellschaftlicher Partizipation jenseits der hergebrachten hierarchischen Bürger-Staat-Konstellation. Die daraus resultierenden aktuellen Bedingungen für ein neues Verhältnis zwischen dem japanischen Staat und dessen Bürgerinnen und Bürgern werden so deutlich gemacht.